Ungewollte Milchfettreduzierung – Wenn die Biohydrierung im Pansen zum Problem wird

Fast alle Futtermittel für Milchkühe enthalten Fette – jedoch unterscheiden sich die Menge und auch die Zusammensetzung der enthaltenen Fettsäuren teils erheblich. Besonders die ungesättigten Fettsäuren unterliegen im Pansen einem Umwandlungsprozess: sie werden im Pansen durch Mikroorganismen biohydriert. Davon betroffen sind ungeschützte Fette aus Grundfutter und Kraftfutter ebenso wie Calciumseifen.

Problematisch wird es, wenn zu viele ungesättigte Fettsäuren aufgenommen werden:

  • Sie stören das Gleichgewicht der Pansenbakterien
  • Es kommt zu Verschiebungen in der mikrobiellen Zusammensetzung
  • In der Folge kann eine sogenannte „Milk Fat Depression“ (MFD) auftreten – eine unerwünschte Reduktion des Milchfettgehalts

Biohydrierung kann die Zusammensetzung der Pansenbakterien verschieben

Bei der Biohydrierung von Fettsäuren im Pansen gibt es zwei verschiedene Stoffwechselpfade, je nachdem, welche Bakterienarten dominieren (siehe Abbildung). Die entstehenden Zwischenprodukte – die sogenannten trans-Fettsäuren – unterscheiden sich in der Stellung der Doppelbindungen und deren Wirkung im Kuhstoffwechsel.

  • Der normale Biohydrierungspfad wandelt z. B. Linolsäure über die Zwischenstufe cis-9, trans-11 CLA in Stearinsäure um
  • Diese Form der CLA hat keinen Einfluss auf die Milchfettsynthese im Euter

Abbildung: Alternative Pfade der Biohydrierung im Pansen (Griinari und Baumann, 1999)

Störung der natürlichen Biohydrierung durch unausgewogene Fütterung

Ein Zuviel an ungesättigten Fettsäuren in der Ration sowie ein zu niedriger pH-Wert im Pansen – verursacht durch hohe Mengen schnell fermentierbarer Kohlenhydrate (z. B. Stärke oder Zucker) – kann die natürliche Biohydrierung im Pansen deutlich verändern. Unter diesen Bedingungen wird der normale Stoffwechselweg unterbrochen und ein alternativer Biohydrierungspfad aktiviert (siehe Abbildung oben).

Dabei entsteht als Zwischenprodukt die trans-10, cis-12 CLA, während die vollständige Umwandlung der Fettsäuren zu Stearinsäure gehemmt wird. Folge: Hemmung der Milchfettsynthese

Bereits geringe Mengen der trans-10, cis-12 CLA reichen aus, um die Milchfettsynthese im Euter gezielt zu hemmen – ein Effekt, der kontrolliert und gezielt mit BEWI-FATRIX® CLA genutzt werden kann.

Wird dieser Effekt jedoch ungewollt durch falsche Fütterung ausgelöst – etwa durch Überversorgung mit Stärke und gleichzeitigem pH-Abfall im Pansen – gerät der Pansenstoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Mögliche Folge: Pansenazidose.

RUFAL-Wert als Indikator für ungewollte Milchfettreduktion

Ein zentraler Faktor für die sogenannte Milk Fat Depression (MFD) – also eine unerwünschte Reduzierung des Milchfettgehalts – ist die Aufnahme ungeschützter, ungesättigter Fettsäuren. Zur Bewertung dieser Wirkung wurde der RUFAL-Wert eingeführt (Rumen Unsaturated Fatty Acid Load, nach Jenkins et al., 2009).

Der RUFAL-Wert zeigt, wie stark der Pansen durch ungeschützte, ungesättigte Fettsäuren belastet wird – und wie hoch das Risiko für eine Milchfettsenkung ist.

Der RUFAL-Wert umfasst alle ungesättigten Fettsäuren. Zu den wichtigsten gehören:

  • Ölsäure (C18:1)
  • Linolsäure (C18:2)
  • Linolensäure (C18:3)
Futtermittel, typische Werte Fettgehalt (g je kg TM) Ölsäure
(% im Fett)
Linolsäure   (% im Fett) Linolensäure (% im Fett) RUFAL
(% im Fett)
RUFAL
(g/kg TM)
Maissilage 35 19,2 47,7 8,3 75,2 26
Grassilage 40 3,8 20,0 44,3 68,1 27
Maisschrot 45 24,1 55,7 1,6 81,4 37
Biertreber 90 14,6 48,9 4,6 68,1 61


Tabellenwerte für die Fettsäurezusammensetzung einzelner Futtermittel und RUFAL-Werte

Die Ration insgesamt im Blick behalten

Bei hohen RUFAL-Werten richtet sich der Blick oft auf Konzentratfutter oder zugefütterte Fette. Dabei wird unterschätzt, welchen erheblichen Beitrag Grundfuttermittel wie Maissilage oder Grassilage zur täglichen RUFAL-Aufnahme beitragen – vor allem aufgrund der verfütterten Menge.

Beispiel:
Bereits 8 kg TM an Mais- oder Grassilage liefern bereits über 200 g RUFAL pro Tag.

Auch Calciumseifen weisen hohe RUFAL-Werte auf (~50 % im Fett), was zu einer täglichen Belastung von rund 400 g RUFAL/kg TM führen kann – trotz vermeintlichem Pansenschutz.

Die Menge an ungeschützten, ungesättigten Fettsäuren im Futter sollte möglichst unter 600–650 g pro Tag bzw. unter 3 % der Trockenmasse bleiben. Neuere Studien (Mannai et al., 2016) zeigen aber, dass der negative Effekt steigender RUFAL-Werte kontinuierlich ist und größer wird. Es existiert daher kein richtiger Grenzwert für den Gehalt an ungesättigten Fettsäuren.

Deshalb gilt: Je niedriger der RUFAL-Wert, desto besser. So lassen sich negative Effekte auf den Milchfettgehalt vermeiden.

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