Fett ist nicht gleich Fett

Fette sind für die energetische Aufwertung von Rationen besonders interessant. Vor allem in entkräftenden Situationen (z.B. Hitzestress) bzw. Phasen hoher Leistung (z.B. Frühlaktation) ist es wichtig, die Energieversorgung trotz reduzierter Futteraufnahme sicherzustellen, ohne die Pansenfunktion zu belasten. Fehlt Energie, werden wichtige Körperreserven abgebaut. Eine starke Mobilisierung von Körperfett hat negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit und damit auch auf die Leistung.

Die Lösung: Pansenstabile Fette. Sie beeinträchtigen die Mikroben nicht, werden im Pansen nicht verstoffwechselt und gelangen unverändert in den Labmagen. Die Verdauung findet im Dünndarm statt.

Beim Einsatz von pansenstabilen Fetten ist es jedoch wichtig, deren spezielle Eigenschaften zu kennen.
Denn: Fett ist nicht gleich Fett!

Am Markt befindliche Produkte unterscheiden sich deutlich im Fettsäuremuster, im Herstellungsverfahren und damit auch in der Pansenstabilität und Verdaulichkeit.

Verseifung vs. Fraktionierung, Hydrogenierung

Verseifung

Der älteste Versuch zur Herstellung pansenstabiler Fette ist die Verseifung. Hierbei werden die beim Raffinationsprozess anfallenden Fettsäuren mit Calcium- oder Natriumlauge umgesetzt. Bei der Verseifung wird über die Veresterung mit Calcium oder Natrium auf chemischem Wege ein Schutz vor mikrobiellem Angriff hergestellt. Dieser Prozess ist pH-Wert abhängig. Eine verlässliche Pansenstabilität der Seife ist nur bei einem pH-Wert von über 6,5 gegeben. Unter sauren Bedingungen zerfällt die Seife strukturbedingt wieder in ihre Bestandteile freie Fettsäuren und Calcium bzw. Natrium. Die freien Fettsäuren sind nicht mehr pansenstabil und können die Pansenmikroben beeinträchtigen.

Höhere Kraftfutteranteile in der Ration können, zumindest zeitweise, zu niedrigeren pH-Werten führen. Unter solchen Bedingungen ist die Pansenstabilität von Seifen nicht mehr gegeben.



Fraktionierung, Hydrogenierung

Verbesserte Bearbeitungsverfahren zur Herstellung pansenstabiler Fette basieren auf der Reduktion des Anteiles ungesättigter Fettsäuren zugunsten gesättigter Fettsäuren (vor allem C 16:0 und C 18:0). Pflanzliche Fette auf der Basis C 16:0 und C 18:0 haben typischerweise einen Schmelzpunkt von über 50 °C. Damit sind sie pansenstabil und liegen unter üblichen Außentemperaturen in fester Form vor. Eine Verdauung der pansenstabilen Fette mit hohem Schmelzpunkt ist für die Milchkuh daher nur in pulverförmigem Zustand möglich.

Die Verringerung des Anteiles ungesättigter Fettsäuren lässt sich auf zwei Wegen erreichen:

1. Fraktionierung = Trennung der gesättigten und ungesättigten Fettsäuren
2. Hydrogenierung = Sättigung der Doppelbindungen

Eine vollständige Reduktion der ungesättigten Fettsäuren ist nur durch Hydrogenierung sicherzustellen. Wir verarbeiten für die Herstellung von BEWI-SPRAY® RS 70 und BEWI-SPRAY® 99 M ausschließlich hydrogenierte Fette. 

Partikelgröße entscheidend für Verdaulichkeit

Für die Verdaulichkeit von pulverförmigen Fetten sind die Partikelgröße und die Oberfläche von entscheidender Bedeutung. Mit abnehmender Partikelgröße nimmt die Oberfläche bezogen auf eine Gewichtseinheit zu.

Eine größere Oberfläche bedeutet gleichzeitig eine größere Angriffsfläche für die im Darm befindlichen Lipasen. Die Verdaulichkeit steigt.

C16:0, C18:0 – oder beides?

Pansenstabile Fette basieren in erster Linie auf Palmöl bzw. Rapsöl. Die resultierenden Produkte unterscheiden sich deutlich im Fettsäuremuster. Die Anteile an Palmitinsäure (C16:0) bzw. Stearinsäure (C18:0) sind hierbei entscheidend.

Palmitinsäure (C16:0) und Stearinsäure (C18:0) unterscheiden sich in ihrer Wirkung im Stoffwechsel der Milchkuh. Zusätzlich bestehen Unterschiede hinsichtlich Laktationsstadium und Leistungsniveau.

Palmitinsäure (C16:0)

Palmitinsäure wird als lipogene Fettsäure in erster Linie zum Aufbau von Milch- bzw. Körperfett eingesetzt. Die Verwendung für den Aufbau von Milchfett ist mengenmäßig begrenzt. Unter den Bedingungen einer negativen Energiebilanz führt dies zu einer Anreicherung im Leberfett, da in dieser Phase kein Aufbau von Körperfett, sondern eher eine Mobilisation von Körperfett erfolgt.

Bei de Souza et al. (2019) zeigte sich beim Einsatz palmitinsäurereicher Produkte (>80 % C16:0) mit 1,5 % C16:0 in der Gesamt-Trockenmasse der Ration sogar eine Verstärkung der negativen Energiebilanz zu Beginn der Laktation. Dies könnte die mehrfach beschriebenen negativen Effekte eines längerfristigen, hohen Einsatzes palmitinsäurereicher Produkte in der ersten Hälfte der Laktation erklären. Der Einsatz einer Mischung aus Palmitinsäure und Stearinsäure (46 % Stearinsäure) mit 2 % Anteil in der TM führte bei Piantoni et al. (2015) hingegen zu Beginn der Laktation zu einer Verbesserung der Energieaufnahme, einer Reduzierung der negativen Energiebilanz und zu reduzierten Körpermasseverlusten. Dies zeigt die Notwendigkeit der Begrenzung der Palmitinsäuremenge im Futter zu Beginn der Laktation.

Der Einsatz palmitinsäurereicher Produkte (>80 % C16:0) sollte zur Vermeidung einer negativen Beeinflussung des Stoffwechsels (Achtung: Gefahr von Leberverfettung!) nur begrenzt bzw. nicht in der Frühlaktation erfolgen.

Stearinsäure (C18:0)

Stearinsäure kann, im Gegensatz zur Palmitinsäure, bereits vor der Geburt des Kalbes und in der Frühlaktation deutlich besser zur Energiegewinnung in der Leber verstoffwechselt werden (Loften et al., 2014). Der Einsatz eines stearinsäurereichen Produktes (>90 % C18:0) mit 2 % in der Trockenmasse zeigte bei Piantoni et al. (2014) eine Verbesserung der Trockenmasseaufnahme (26,1 kg/d vs. 25,2 kg/d) und der Milchleistung (40,2 kg/d vs. 38,2 kg/d). Die Konzentration der Milchinhaltsstoffe wurde nicht beeinflusst, allerdings stieg die tägliche Milchfett- und Milchproteinmenge. Die BCS- und die Körpermasseentwicklung wurden durch die Stearinsäurezulage nicht beeinflusst. Die Steigerung von Trockenmasseaufnahme und Milchleistung war sogar größer bei hochleistenden (>50 kg/d) gegenüber niederleistenden Kühen (<40 kg/d).

FAZIT: Die richtige Mischung von C16 und C18 macht’s!

Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass sich der Einsatz von stearinsäurereichen Produkten wie BEWI-SPRAY® RS 70 (>90 % C18:0) bzw. BEWI-SPRAY® 99 M (54 % C18:0 / 44 % C16:0) besonders in der Frühlaktation zur Verbesserung der Energieversorgung und Reduzierung einer negativen Energiebilanz eignet.

In unserem Video erfahren Sie mehr über die Vorteile
und Einsatzmöglichkeiten pansenstabiler Fettpulver

Unsere Lösung:
BEWI-SPRAY® RS 70 oder BEWI-SPRAY® 99 M

Mit unseren pansenstabilen Fettpulvern BEWI-SPRAY® RS 70 oder BEWI-SPRAY® 99 M können Sie die Ration auf unterschiedlicher Rohstoffbasis ergänzen (Raps- oder Palmöl).

Mit einer Einsatzmenge von 200-500 g/Tier und Tag lässt sich die Energiekonzentration optimal erhöhen.