Saugferkel gekonnt beifüttern

Um auch in größeren Würfen weitgehend homogene Absetzgruppen zu erreichen, hat es sich bewährt, die Ferkel bereits in der Abferkelbucht zuzufüttern.

Es gibt in der Praxis verschiedene Ansätze, auch in größeren Würfen die lebendgeborenen Ferkel sicher aufzuziehen und hohe Absetzgewichte zu erzielen. Insbesondere geht es darum, die Überlebenschancen von kleineren und weniger vitalen Ferkel zu erhöhen. Zu einem optimierten Management im Abferkelstall zählen somit jegliche Maßnahmen, die die Sau in ihrer Aufzuchtleistung unterstützen.

Neben der rechtzeitigen Kolostrumaufnahme der neugeborenen Ferkel, dem Wurfausgleich oder dem Einsatz von Ammensauen spielt die Beifütterung von Milchaustauschern hier eine wichtige Rolle. Sie entlastet die Sauen und trägt zu einer bestmöglichen Nährstoffversorgung der Ferkel bei.

Automatisch oder manuell

Das Beifüttern erfolgt oftmals manuell, wobei auch stetig mehr technische Systeme am Markt angeboten werden. Bei den automatischen Tränkesystemen wird die Milch mithilfe von Pumpen durch Leitungen direkt in die Abferkelbucht gepumpt. Diese Systeme können sich deutlich voneinander unterscheiden. Der Landwirt sollte vor dem Einbau die Vor- und Nachteile genau abwägen.

Auch der Milchaustauscher muss den Anforderungen des jeweiligen Systems entsprechen. Oftmals ist der Fettgehalt in diesen Milchaustauschern reduziert, um ein Ausbuttern durch die intensive technische Beanspruchung zu unterbinden (Unsere Empfehlung: BEWI-MILK Piglet Cup). Bei allen Systemen ist ein striktes Reinigungsintervall zu befolgen, um den Hygienestatus in den Leitungen hochzuhalten. Ansonsten kann es schnell zu Durchfällen bei den Ferkeln kommen.

Bei großen Würfen stößt die Milchleistung der Sau immer häufiger an ihre Grenzen. Die Ergänzung durch eine zusätzliche Beifütterung – von flüssig über breiig bis fest – kann hier Abhilfe schaffen. Damit soll der Bedarf der Ferkel an hochverdaulicher Energie, Aminosäuren, Vitaminen und Spurenelementen bestmöglich gedeckt und ein Energiedefizit in den ersten Lebenstagen der Ferkel verhindert werden. Hierzu sollte der Milchaustauscher an die Bedürfnisse des Saugferkels angepasst werden (Unsere Empfehlung: BEWI-MILK Piglet Premium). Die Enzymaktivität im Verdauungstrakt wachsender Ferkel verändert sich rasch in den ersten Lebenswochen und ist zu Beginn der Entwicklung vor allem auf die Verdauung von Milch ausgerichtet. Erst im weiteren Verlauf der Entwicklung und vor allem gegen Ende der Säugephase nimmt die Enzymaktivität, die für die Verdaulichkeit pflanzlicher Nährstoffe erforderlich ist, deutlich zu.

Nach dem Beginn der Beifütterung dauert es drei bis vier Tage, bis die Ferkel nennenswerte Mengen aufnehmen. Deshalb gilt: So früh wie möglich damit beginnen, jedoch mehrmals kleine Mengen anbieten.

Für die Beifütterung der Ferkel sind am Markt verschiedene Produkte erhältlich. Sie reichen von hochwertigen, mit Immunglobulinen ausgestatteten Kolostrumergänzungen oder Elektrolyttränken (direkt zum Zeitpunkt der Geburt) über zahlreiche Milchaustauscher verschiedenster Hersteller bis hin zu Prestartern. Die Einsatzbereiche sind so unterschiedlich wie die Produkte selbst. Den frühesten Einsatzzeitraum nehmen spezielle mit Kolostrumpulver und Immunglobulinen angereicherte Produkte ein, die bereits am Tag der Geburt die Ferkel unterstützen können (Unsere Empfehlung: BEWI-SAN Piglet Start). Bereits zu diesem Zeitpunkt beginnt die Gesunderhaltung der Tiere, was eine unverzügliche und bedarfsdeckende Versorgung mit Kolostrum voraussetzt. Untersuchungen zeigen, dass bei einer unzureichenden Versorgung mit Kolostrum die Ferkelsterblichkeit deutlich zunimmt.

Einfluss der Kolostrumaufnahme auf die Ferkelsterblichkeit

Trotz bestem Wissen und Gewissen im Hinblick auf die Managementmaßnahmen kann die Kolostrummenge bei größeren Würfen unzureichend ausfallen. Ausgefeilte Beifütterungskonzepte können dazu beitragen, die spezifische und unspezifische Immunantwort des Organismus zu verbessern und damit die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Saugferkel ab dem ersten Lebenstag zu unterstützen.

Der gesunde Darm

Der gesunde Darm ist die Wurzel aller Gesundheit“. Was bereits vor tausenden Jahren von Hippokrates (griechischer Mediziner, 300 vor Christus) erkannt wurde, bestätigt sich heute in der modernen Tierernährung. Deshalb gilt es, die Darmentwicklung so früh wie möglich auf positive Weise zu beeinflussen. Ein gesunder Darm ist entscheidend für die Entwicklung eines gesunden und leistungsstarken Ferkels und legt den Grundstein für den Erfolg in der weiteren Aufzucht und Mast.

Um eine gesunde Darmmikrobiota zu fördern, werden mittlerweile zahlreiche Produkte auf dem Markt angeboten. Diese reichen von der einfachen Elektrolyttränke bis hin zu komplexeren Ergänzungsfuttermitteln. Letztere versuchen, durch eine spezielle Formulierung und teils unter Einsatz von Pre- und Probiotika die Entwicklung und Besiedelung des Darms positiv zu beeinflussen (Unsere Empfehlung: BEWI-SAN Digest). Der Darm spielt nicht nur in der Verdauung der Nährstoffe die zentrale Rolle. Er ist auch Hauptsitz des Immunsystems und bereits kleine Ungleichgewichte bringen die Symbiose und deren wichtige Funktion ins Wanken. Für einen funktionsfähigen Darm ist die intakte Darmwand unerlässlich. Sie bildet jene Barrieren, die pathogene Eindringlinge daran hindert, ins Blut zu gelangen und sich negativ auf die Tiergesundheit und -leistung auszuwirken.

Für die Aufrechterhaltung einer intakten Darmschleimhaut ist daher eine intakte Darmflora – die Gesamtheit aller Mikroorganismen – besonders wichtig. Ziel ist es, die Immunität der Ferkel so früh wie möglich aufzubauen beziehungsweise nachhaltig zu stärken. Ein starkes Immunsystem, eine stabile Darmflora und eine hohe Darmgesundheit bilden die Grundlage für eine optimale Entwicklung der Tiere.

Weit verbreitet ist die Beifütterung der Ferkel mit flüssigen Milchaustauschern, umgangssprachlich auch „Ferkelmilch“ genannt. Hierbei ist wichtig, dass diese Ferkelmilch stets nur als Ergänzung zu betrachten ist. Sie sollte in ihrer Zusammensetzung ähnlich der Sauenmilch gestaltet sein und vor allem aus molkebasierten und hoch verdauliche Komponenten bestehen.

Die richtige Ferkelmilch wählen

Mit dem Einsatz spezieller Milchaustauscher lassen sich Ferkel in der frühen Saugferkelphase bestmöglich unterstützen und der Übergang von flüssiger zu fester und tierischer zu pflanzlicher Nahrung erleichtern. Dementsprechend wird ihre Zusammensetzung von molkebasierten hin zu erhöhten Anteilen an pflanzlichen Proteinträgern angepasst.

Eingesetzt werden hier zum Beispiel hydrolysiertes Weizeneiweiß, Sojaproteinkonzentrat oder auch Weizenquellstärke. Das Ferkel beziehungsweise seine Verdauung wird dabei gezielt auf Stärke und Pflanzenprotein trainiert und damit die Enzymproduktion angeregt. Zusätzlich können durch die getreidebasierten Milchaustauscher, auch flüssige Prestarter genannt, Futterkosten eingespart werden (Unsere Empfehlung: BEWI-MILK Piglet Grow). Die ergänzende Beifütterung der Ferkel wirkt sich sowohl positiv auf die Leistung vor als auch nach dem Absetzen aus. Versuche zeigen, dass mithilfe der zusätzlichen Ferkelmilch höhere Futteraufnahmen und damit auch höhere tägliche Zunahmen und Absetzgewichte erzielt werden können.

Der Einsatz von Milchaustauschern senkt zudem die Ferkelverluste und steigert die Anzahl abgesetzter und verkaufsfähiger Ferkel. Dies bringt Vorteile sowohl für die Ferkel als auch für die Sau. Weniger Stress, verringerter Keimdruck und homogenere Ferkel sind die Folge. Dies wirkt sich auch nach dem Absetzen positiv auf die Entwicklung der Schweine bis zum Schlachthaken aus.

Je nach Management, Genetik und Wurfgröße variiert der Nutzen, den eine Beifütterung ab der Geburt bis zum Absetzen haben kann. Es hat sich gezeigt, dass Ferkel, die bereits in der Abferkelbucht zusätzliches Futter aufnehmen, auch nach dem Absetzen deutlich früher fressen und höhere Tageszunahmen erreichen. Die ausbleibende „Absetzerlücke“ wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Tiere aus.

Durchschnittliche tägliche Zunahme der Ferkel nach dem Absetzen (bis Tag 28) in Abhängigkeit von der Beifutteraufnahme; Quelle: Sulabo et al. 2010

Ebenso wird das kurzfristige Überfressen der Ferkel verhindert und die Gefahr des Absetzdurchfalls deutlich reduziert. Durch das Gewöhnen an feste pflanzliche Nährstoffe und das Enzymtraining wird das Saugferkel bestmöglich auf die kritische Phase des Absetzen vorbereitet.

Unter dem Strich lassen sich durch das Beifüttern der Ferkel in der Abferkelbucht auch bei großen Würfen vitale und weitgehend homogene Gruppen von Absetzferkeln gewährleisten. Vor allem die leichteren Ferkel profitieren von der Ergänzung zur Sauenmilch. Ihre Überlebenschancen sind deutlich erhöht und neben dem betriebswirtschaftlichen Erfolg wird auch ein wertvoller Beitrag zum Tierschutz geleistet.

Fazit

  • Das Beifüttern der Saugferkel erhöht die Überlebenschancen insbesondere der kleineren Tiere.
  • Nach der Kolostrumaufnahme sollte möglichst früh mit der Beifütterung gestartet werden.
  • Das Gewöhnen an feste Nahrung bereitet die Ferkel auf die kritische Phase des Absetzens vor.