Palmitin- und Stearinsäure sind beide gut verdaulich!

Mit zunehmender Milchleistung der Milchkühe wird die energetische Ergänzung der Futterrationen immer wichtiger. Die optimale Lösung ist dabei der Einsatz von pansenstabilen Fetten. Im Gegensatz zum Einsatz hoher Stärkemengen wird durch den Einsatz pansenstabiler Fette eine Übersäuerung des Pansens vermieden. Pansenstabile Fette basieren in erster Linie auf Palmöl sowie Rapsöl. Die dominierenden Fettsäuren sind dabei Palmitinsäure (C16:0), Stearinsäure (C18:0) und in kleineren Anteilen Ölsäure (C18:1).

Um die Fettsäuren bewerten zu können, muss das Verhältnis der Fettsäure im Futter, sowie im Verlauf des Verdauungstraktes berücksichtigt werden.

Aufnahme verschiedener Fettsäuren

Zu Beginn der 90er Jahre wurde festgestellt, dass Stearinsäure (C18:0) die einzige Fettsäure ist, die in deutlich höheren Mengen aus dem Pansen in den Dünndarm gelangt als über das Futter in den Pansen. Besonders deutlich wurde dies bei einer Zulage von Ca-Seife oder einer Fettmischung mit höheren Anteilen von Ölsäure (C18:1) (Wu et al., 1991).

Die Tabelle zeigt die Fettsäure-Aufnahme und Fluss aus dem Pansen bei Kühen bei einer Ration mit 40% Kraftfutteranteil.

Die aus dem Pansen in den Dünndarm gelangenden Mengen an Stearinsäure waren in allen Rationen deutlich größer als bei der Aufnahme über das Futter. Gleichzeitig wurden die höheren Mengen an Ölsäure bei den Zulagegruppen im Pansen umgebaut und gelangten somit nicht mehr in den Dünndarm.

In allen Gruppen war Stearinsäure (C18:0) die Fettsäure mit dem größten Anteil an den gesamten Fettsäuren, die in den Dünndarm gelangen. Dort stehen sie zur Absorption zur Verfügung.

Biohydrogenierung

Ungesättigte Fettsäuren wie Ölsäure (C18:1) werden im Pansen sehr schnell „biohydrogeniert“. Das bedeutet, dass ihre Doppelbindungen gesättigt werden, damit die Ölsäure zu Stearinsäure umgewandelt wird. Die Versuchsergebnisse belegten gleichzeitig, dass Ca-Seifen oder auch die bei Wu et.al. eingesetzte Fettmischung mit höheren Anteilen Ölsäure keineswegs pansenstabil waren. Dies obwohl sie als solches deklariert wurden.

Höhere Mengen an ungesättigten Fettsäuren im Futter haben zusätzlich störende Effekte auf die Pansenmikroben. Dies zeigt sich häufig in einer reduzierten Futteraufnahme und sinkenden Milchfettgehalten. Eine umfangreiche Übersicht von Allen (2000) kann dies bestätigen.

 

Verdaulichkeit von langkettigen Fettsäuren

Frühere Studien zur Einschätzung der Verdaulichkeit von Fettsäuren basierten auf der Messung der Differenz zwischen Futter und Kot. Diese berücksichtigten nicht den Umbau der Fettsäuren im Pansen. Die daraus resultierenden Aussagen waren, dass Palmitinsäure besser verdaulich sei als Stearinsäure. Allerdings wurden diese Aussagen getroffen, bevor Untersuchungen im Tier den Umfang des Fettumbaus im Pansen messbar gemacht haben. Nun ist eine deutliche Zunahme an Stearinsäure (C18:0) bis zum Eintritt in den Dünndarm bekannt. Dadurch wurde die Verdaulichkeit der Stearinsäure (C18:0) massiv unterschätzt. Vor allem bei der Betrachtung von Aufnahme über das Futter und Ausscheidung über den Kot.

Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Verdaulichkeit von langkettigen Fettsäuren bei Milchkühen, zusammengestellt aus verschiedenen Übersichtsarbeiten.

Durchschnittliche Verdaulichkeit von langkettigen Fettsäuren bei Milchkühen

Palmitinsäure (C16:0) und Stearinsäure (C18:0) sind also annähernd gleich verdaulich.

Unterschiede in der Verdaulichkeit

Alle genannten Autoren schließen daraus, dass gefundene Unterschiede in einzelnen Untersuchungen in erster Linie auf die individuellen Untersuchungsbedingungen zurückzuführen sind. Glasser et al (2008) fanden eine geringfügige Abnahme der scheinbaren Absorptionsrate von Stearinsäure (C18:0) bei sehr hohen Flussmengen an Stearinsäure (C18:0) (>50 g/kg TM-Aufnahme). Die Ursachen hierfür sind unbekannt, werden aber mit Anpassungsmechanismen der Kuh in Zusammenhang gebracht. Diese dienen zur Aufrechterhaltung der Milchfettzusammensetzung.

Selbst bei einer geringfügigen Abnahme der Absorptionsrate der Stearinsäure (C18:0) bei sehr hohen Flussmengen hat dies nur geringere Bedeutung. Der überwiegende Teil der im Dünndarm vorhandenen Fettsäuren ist Stearinsäure. Damit übertrifft die absorbierte Menge an Stearinsäure (C18:0) die aller anderen Fettsäuren bei weitem.

Übereinstimmend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Unterschiede in der Verdaulichkeit einzelner Fettsäuren nur wenig zu Unterschieden in der Verdaulichkeit von Fetten im Futter beitragen. Andere Ursachen, wie z.B. die Partikelgrößenverteilung und andere Parameter haben vermutlich deutlich größeren Einfluss.

Es bestehen also keine gerichteten Unterschiede in der Verdaulichkeit von Palmitinsäure (C16:0) und Stearinsäure (C18:0).